Gelegentlich begegnet mir in Gemeinden die Situation, dass einzelne Teile des Themenfelds „Breitbandversorgung“ abgeschlossen werden, ohne die Sicht auf die Gesamtsituation zu berücksichtigen. Das ist gefährlich.
Die Unsitte, nach vorliegender Planung mal eben bis zum Ende des Geldes mit den Baumaßnahmen zu beginnen, um das Netz irgendwann in ferner Zukunft vielleicht abzuschließen, wurde bereits in diesem Blog aufgezeigt. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Vorgangsweise in den zum Warten verdammten Ortsteilen nicht gerade auf Begeisterung stößt.
Nicht selten wird auch die an sich gut gemeinte Mitverlegung von Leerrohren, bevor überhaupt eine grobe Netzkonzeption auf dem Tisch liegt, zu einem Kostengrab. Mittlerweile werden zwar regelmäßig die Gelegenheiten offener Künetten genutzt, um ein Leerrohr mitzuverlegen, wenn es aber dann später darum geht, Grundstückserschließungen oder Kabelverzweiger an dieser Strecke vorzusehen, hilft dieses Rohr wegen fehlender Auslässe und womöglich falscher Dimensionierung nur sehr bedingt. Der Verzicht auf fachliche Begleitung kann hier teuer werden. Ein neuerliches kostenintensives Aufgraben ist oft nicht zu vermeiden.
Die Anbieter der Internetdienste auf dem neuen Gemeindenetz (Provider) sind zwar das zeitlich letzte Puzzlestück des Breitbandprojekts, die Suche nach diesen erst nach bereits erfolgtem Netzausbau birgt jedoch die Gefahr, dass eine vertragliche Abstimmung auf das konkrete Businessmodell zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich ist. Viele Rahmenbedingungen sind in diesem Stadium bereits unverrückbar festgelegt und stehen nun häufig einer im Vorfeld möglichen Win-Win-Situation im Wege.
Umgekehrt wurde jüngst in einem konkreten Fall bereits ein Providervertrag für den Betrieb des kommunalen LWL-Netzes zu einem so frühen Zeitpunkt geschlossen, dass die genauen Investitionskosten noch unbekannt waren und auch noch kein tragfähiger Businessplan auf Basis der zu erwartenden Privat- und Unternehmenskundenumsätze erarbeitet worden war.
Es war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal entschieden, ob in dem Projekt grundsätzlich öffentliche Fördermittel in Anspruch genommen werden sollen, was eine völlig andere Herangehensweise an den Betrieb des Netzes erfordert als bei rein privatwirtschaftlich finanzierten Netzen. In geförderten Netzen ist ein offener Netzzugang für alle Provider unter einheitlichen Vertragsgrundlagen Voraussetzung, in privaten kann der Betreiber des Vertrauens – oder mehrere davon – wesentlich flexibler und maßgeschneidert auf die Anforderungen der jeweiligen Gemeinde eingebunden werden – zum beiderseitigen Vorteil.
Man sieht an diesen Beispielen deutlich, dass es bei einem hochkomplexen Projekt wie der Errichtung und dem erfolgreichen Betrieb eines kommunalen Breitbandnetzes sehr wichtig ist, von Anfang an bereits das Ende im Sinn zu haben. Die Rädchen Projektierung, Planung, Errichtung, Finanzierung, Fördermitteleinsatz, Bürgerbeteiligung, Netzbetrieb und Internetdienste greifen allesamt ineinander. Jedes von ihnen ist wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg des Projekts, keines dreht sich für sich allein.
Die Partner des CommunalConnect Network wissen das und betrachten gemeinsam mit der Gemeinde vor Projektstart das große einheitliche Bild aus allen Perspektiven. Alle Aktivitäten werden ganz im Interesse der Gemeinde von Anfang an vollständig aufeinander abgestimmt. Wir denken eben kommunal.